Licht am Ende des Tunnels

Bericht über eine Projektinitiative zur Bekämpfung der Armut in Südindien

Jeder Mensch sollte ab seiner Geburt dieselben Rechte haben. Wohl ein Wunschtraum, denn bei Weitem nicht überall auf der Welt ist dem so. Schon gar nicht in Indien, wo das Kastensystem und die Armut immer noch vielen den Zugang zu Bildung und Wohlstand verschließen.

von Dorothea Profunser

Eine meiner großen Leidenschaften war schon immer das Reisen. Und ich wollte einen tieferen Ein-blick in die Situation und die Lebensbedürfnisse der Menschen in Südindien erhalten. Es war auch mein Wunsch, den Menschen dort zu helfen.

1999 stieß ich auf die Gruppe Empezamos, welche im Süden Indiens Hilfsprojekte leitet. Mein erster Besuch dauerte vier Wochen. Ich hielt mich im Bundesstaat Tamilnadu auf, der ca. 80 km südlich von Madurai liegt. Das gebiet dort ist ländlich und im Vergleich zu den Städten extrem rückständig. Um die 80% der Erwachsenen sind Analphabeten.

Schule in Indien

Von der dortigen Schule war ich schlichtweg schockiert. Da sitzen pro Klasse um die 50 Schülerinnen und Schüler eng gedrängt beieinander, nicht alle finden auf den Stühlen und Bänken Platz. Sie lernen viel auswendig, und es wird viel rezitiert, was auch mit dem Mangel an Schreibutensilien zusammen-hängt. Immerhin bekommen die Schüler/innen die Bücher vom Staat. Auch ein Zeugnis wird ihnen ausgestellt, und obwohl eigentlich schon offiziell abgeschafft, wird im Klassenregister eingetragen, welcher Kaste sie angehören.

Der Unterschied zwischen privaten und staatlichen Schulen ist enorm. Während die Schülerinnen und Schüler in privaten Schulen halbwegs gut aufgehoben ind, schaut es in den staatlichen Schulen weit schlimmer aus. Wenn eine Lehrperson gute Kontakte zu oberen Stellen hat, fehlt sie ständig und die Klasse bleibt unbeaufsichtigt. Es wird auch nicht darauf geachtet, ob die Kinder regelmäßig zur Schule kommen. Die Schule, in der ich zu Besuch war, wird vom Sozialbetreuer Antony Raj begleitet. Er nimmt ausschließlich Kinder der untersten Kaste auf, egal ob Christen - davon gibt es in Südindien viele - oder von anderen Religionen. Die Kinder können auch am Nachmittag und am Abend zur Schule gehen und werden dort von Fachpersonal unterrichtet.

Alphabetisierung als Weg aus der Armut

Wer lesen und schreiben kann, ist schon halb aus dem Schneider; damit verringert sich die Gefahr, von Behörden oder Geldwucherern übers Ohr gehauen zu werden. Wer des Lesens kundig ist, kann auf seinen Rechten bestehen. Den Eltern wird erklärt, das Bildung der einzige Weg aus der Armut ist. Es wird dahin gearbeitet, dass alle Kinder die Schule besuchen, auch nachmittags oder abends..

 

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