Effizient und motivierend

Lernen auf neuen Wegen mit der Internet-Plattform "Moodle"

Im Rahmen der Zusatzausbildung von Integrationskindergärtnerinnen und Integrationslehrpersonen der Grundschule habe ich im akademischen Jahr 2008/09 den ersten Versuch gestartet, eine neue Form die Lernbegleitung anzubieten, die ich nun weiter ausbaue. Der Einsatz der Lernplattform „Moodle“ fordert Studierende heraus, verlangt allen Beteiligten einiges ab und sichert motivierende Ergebnisse.

von Edith Brugger-Paggi

Die Forderung nach Kompetenzorientierung und konstruktivistischem Lernen sollte sich nicht nur auf den Unterricht in der Schule beziehen, sondern auch in der universitären Ausbildung vermehrt Eingang finden. Der Einsatz der Internet-Plattform „Moodle“ ist ein Versuch in diese Richtung: Von der reinen „Vorlesungspraxis“ zu mehr Selbsttätigkeit und Selbstverantwortung der Lernenden.

 

Warum der Einsatz einer Internet-Plattform?

In diesem akademischen Jahr wird die Zusatzausbildung für Integrationskindergärtnerinnen und -lehrpersonen der Grundschule erstmals am Wochenende in Blöcken zu je 4 Stunden angeboten. Dies erfordert auch eine andere didaktische Aufbereitung der einzelnen Lehrveranstaltungen. Die Tatsache, dass sich die Anzahl der Studierenden in diesem Ausbildungsmodul nunmehr auf ca. 60 Studierende pro Studienjahr eingependelt hat, erschwert die direkte Beteiligung und Auseinandersetzung der Studierenden in der Lehrveranstaltung selbst. Dies hat mich dazu bewogen, mich für den Einsatz dieser Internet-Plattform zu entscheiden. Die Open-Source-Software „Moodle“ wird von der Fakultät für Bildungswissenschaften verwaltet und allen Dozenten und Dozentinnen zur Verfügung gestellt.

Was ermöglicht "Moodle"?

Die Internet-Plattform ermöglicht mir:

  • Eine gute Strukturierung der Themenbereiche der Lehrveranstaltung: Somit haben die Studierenden von Beginn an einen Einblick, welche Themen in der Lehrveranstaltung behandelt werden und worum es dabei konkret geht.
  • Einen viel schnelleren Kontakt zu den Studierenden: Die Eintragung in die Plattform ist für alle, die an der Lehrveranstaltung teilnehmen, verbindlich.
  • Eine unkomplizierte Kommunikation, je nach Bedarf mit allen oder mit einzelnen Studierenden.
  • Das vorzeitige Bereitstellen von Arbeitsmaterialien und Aufgaben.
  • Die laufende individuelle Begleitung und Rückmeldung zu den Aufgaben und somit auch das rechtzeitige Erkennen von notwendigen Vertiefungsschwerpunkten bzw. Klärungen.
  • Den Übergang von einer stark lehrerzentrierten, dozierenden, „Vorlesungspraxis“ zu einer stärkeren Einbindung der Studierenden und zu mehr Selbsttätigkeit in und außerhalb der Lehrveranstaltung.
  • Vielfältige Aktivitäten wie das Anlegen eines Lernjournals, eines Glossars, Erhebungen mittels Fragebögen.

Aber auch:

  • Den gegenseitigen Austausch und somit eine hohe Interaktion zwischen den Lernenden zum einen durch das Kommentieren der eingegangenen Beiträge, zum anderen durch die Diskussion von Fragen und Themen in den Foren.
  • Das kooperative Bearbeiten von Aufträgen in Kleingruppen.
  • Das kollaborierende Aufbereiten von Themen für andere Studierende in Kleingruppen

Dadurch, so hoffe ich, wird auch eine Informations- und Kommunikationskultur aufgebaut, die über die einzelne Lehrveranstaltung hinaus erhalten bleibt. Die Tatsache, dass die Studierenden zu diesem Zeitpunkt das direkte Integrationspraktikum abgeschlossen haben, ermöglicht mir zudem die Ver-bindung zwischen Praxis und Theorie und somit das Ausgehen von konkreten Fragestellungen und authentischen Problemen und das Hinterfragen von Annahmen durch die Auseinandersetzung mit theoretischen Grundlagen.

Einsatz der Plattform in zwei Bereichen

Ich setze derzeit die Arbeit mit dieser Plattform in zwei Lehrveranstaltungen ein: In der Lehrveranstaltung „Integrative Didaktik II“ und in der „Forschungswerkstatt Integration“. Es handelt sich dabei um zwei völlig unterschiedliche Angebote; unterschiedlich sowohl in den Zielsetzungen als auch in der Form des Angebotes.

Die Lehrveranstaltung „Integrative Didaktik“ ist eine Veranstaltung mit Präsenzpflicht und ca. 60 Studierenden für insgesamt 8 Vorlesungsblöcke zu je 4 Stunden mit abschließender Prüfung.

Die „Forschungswerkstatt Integration“ ist ein freiwilliges Angebot, dessen Zielsetzung es ist, die Studierenden beim Verfassen ihres wissenschaftlich-theoretischen Abschlussberichtes zu begleiten. Hier wird in Kleingruppen mit 15 – 18 Studierenden gearbeitet. Für jede Gruppe stehen 3 Treffen zu je 3 Stunden zur Verfügung. Zwischen den einzelnen Treffen arbeiten die Studierenden an konkreten Aufträgen, die in der Plattform veröffentlicht werden und sowohl von den anderen Studierenden eingesehen und kommentiert werden können als auch von mir individuell begleitet werden.

Der Einsatz des E-Portfolios

Ich arbeite seit Jahren in meinen Lehrveranstaltungen mit Portfolios. Sie dienen dazu, dass die Studierenden ihre eigene Lernentwicklung reflektieren und die erreichten Kompetenzen dokumentieren.

„Moodle“ gibt mir nun die Möglichkeit, dies in Form eines E-Portfolios zu versuchen, d. h. die Studierenden stellen im Laufe der Lehrveranstaltung bereits zu den einzelnen Themenbereichen ihre Überlegungen an, sammeln dort die erledigten und individuell gestalteten Arbeitsaufträge und reflektieren ihre Lernentwicklung. Das Portfolio ist Eigentum jeder/s Studierenden; sie /er entscheidet, welche Teile auch den anderen Mitstudierenden zur Verfügung gestellt werden. Mir als Lehrende ermöglicht es eine kontinuierliche Lernbegleitung.

Sicher, die Arbeit in dieser Form ist wesentlich aufwändiger als eine klassische Vorlesung, sowohl für mich als Lehrende als auch für die Studierenden. Aber es macht mir auch Spaß, macht neugierig – auf die Einträge der Studierenden, ihre Kommentare und Argumentationen; es ist ein Mit- und Voneinanderlernen.

 

Edith Brugger-Paggi ist Lehrbeauftragte für Integrative Didaktik an der Fakultät für Bildungswissenschaften der Freien Universität Bozen .

PRAXIS