Der Bildungsserver "blikk"

Bildung - lernen - Information - Kommunikation - Kooperation

 

Seit nunmehr fast zehn Jahren bemüht sich der Südtiroler Bildungsserver „blikk“, eine Informations- und vor allem eine Arbeitsplattform für einen produktiven und kreativen Einsatz der digitalen Medien im Unterricht zu sein. Was als ambitionierter Versuch einer kleinen Gruppe begann, hat sich in der Zwischenzeit zu einem festen Meilenstein in der Südtiroler Bildungslandschaft entwickelt.

von Harald Angerer

Wohl kaum jemand der Beteiligten hätte im Jahre 2000, als sich der Plan konkretisierte, einen eigenen Bildungsserver für Südtirol einzurichten, zu prognostizieren gewagt, wohin die Entwicklung gehen würde. Jetzt, zehn Jahre später, lässt sich behaupten, dass sich die Idee und vor allem die didaktischen Fundamente von damals als zukunftsträchtig und langfristig tragfähig erwiesen haben.

 

Von „Learn-Line“ zu „blikk“

Eine Gruppe um Kurt Pöhl, Marta Herbst und Christian Laner konnte bei der Konzeption des Bildungs-servers auf ihre Erfahrungen und die Mitarbeit beim Bildungsserver „Learn-Line“ des deutschen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen zurückgreifen. Besondere Hilfe und langjährige Unterstützung erhielten die „blikk“-Verantwortlichen vom Learn-Line-Vater Willi van Lück, damals Leiter der Abteilung „Neue Medien“ der Lehrerfortbildungszentrale in Soest.

Konzept

In seinem jetzt fast zehnjährigen Bestehen ist der Bildungsserver „blikk“ nicht von seiner Grund-konzeption abgewichen. Es war von Anfang an klar, dass sich der Bildungsserver einer im deutsch-sprachigen Raum kleinen Region im Hinblick auf die Angebotsmenge nicht mit den etablierten Informa-tionsstellen im Internet messen kann. Aus dieser Not eine Tugend machend, konzentrierte sich „blikk“ auf jene Aspekte der Internet-Didaktik, die damals kaum irgendwo Beachtung fanden:

„blikk“ stellt Inhalte zu Themen bereit, die eine gewisse gesellschaftliche Brisanz haben und sich nicht an Schulfächern orientieren, sondern an der Lebens- und Erfahrungswelt der Kinder und Jugendlichen. Bei allen Angeboten für Schüler/innen wird versucht, Lerninhalte und jungendliches Interesse zusammen zu bringen. Die Inhalte werden auch nicht ausschließlich „von oben“ vorgegeben; sie wurden von Schülerinnen und Schülern vorgeschlagen oder sie sind aus Projektarbeiten hervor-gegangen. Viele der inhaltlichen Angebote sind so gewählt, dass sie nicht nur Fragen beantworten, sondern neue Fragen aufwerfen und damit zum Weiterdenken und Weiterfragen anregen. „blikk“ soll und will also kein Konsumprodukt sein, keine „Bedien-Plattform“, sondern eine aktive und lebende Dauerwerkstatt, deren inhaltliche Dichte mit der Benutzung wächst.

„blikk“ setzte die Hauptakzente von Anfang an auf die kommunikativen Möglichkeiten des Internet und auf die Möglichkeiten der Online-Kooperation. Damit nahm „blikk“ eine inzwischen augenscheinlich gewordene Entwicklung des Internet vorweg: die Entwicklung vom Informationsmedium zum Kommunikations- und Kooperationsmedium. Heute spricht man in dieser Hinsicht gerne vom „Social Net“ oder „Web 2.0“.

Zu den Grundbeständen des Südtiroler Bildungsservers gehörten am Anfang noch simple Foren und eine Galerie, gedacht als Online-Ausstellungsraum für die Arbeiten von Schülerinnen und Schülern Heute ergänzen Weblogs und Hypertextsysteme den Werkzeugkasten von „blikk“.

Was „blikk“ nicht ist und von der Konzeption her nie sein wollte: Eine Ablage für Arbeitsblätter, aus denen sich Lehrpersonen bedienen können ohne die Verpflichtung, die damit zusammenhängenden didaktischen Konzepte mitzutragen.

„blikk“ hinter die Kulissen

Der Bildungsserver „blikk“ ist bis heute weitgehend aus den gebündelten Ressourcen der Südtiroler Schule entstanden. Für Inhalt, Gestaltung und Technik wurden vorwiegend die Kenntnisse und Fertigkeiten von Südtiroler Schülerinnen und Schülern, Lehrpersonen, pädagogischen Fachkräften im Kindergarten, Schulführungskräften und Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Pädagogischen Instituts verwendet.

Ein wesentlicher Aspekt dieser Herkunft ist die Verteilung der Verantwortlichkeit und Zuständigkeit für die Inhalte. „blikk“ ist in Arbeitsumgebungen unterteilt, für deren inhaltliche Weiterentwicklung sogenannte Patinnen und Paten zuständig sind. Das sind in der Regel Lehrpersonen, die sich im Unterrichtsdienst befinden. Diese Betreuungspersonen haben die hierfür erforderlichen didaktischen und technischen Qualifikationen in einem bisher zweimal aufgelegten speziellen Lehrgang zum Bildungsserver „blikk“ erworben.

Die Arbeitsumgebungen des Bildungsservers unterteilen sich in solche, deren Hauptzielgruppe Schüler/innen sind, und solche, die an Lehrer/innen, Schulführungskräfte, Eltern und andere an Schule und Schulentwicklung interessierte Personen adressiert sind.

Jede Arbeitsumgebung enthält folgende Bereiche und Werkzeuge:

  • Infothek: Hier wird alles gebündelt, was an Informationen zum Thema der Arbeitsumgebung dienlich sein kann. Das Material der Infothek stammt von den Paten und Patinnen der Arbeitsumgebung oder wurde nach einer Sichtung den Arbeiten von Schülerinnen und Schülern, z. B. bei Projekten, entnommen.
  • Forum: Neben klassischen Foren zur Kommunikation über das Internet enthält dieser Bereich zunehmend mehr Blogs, virtuelle Schreibwerkstätten (z. B. Vis@vis) und das „Virtual Painting System“ (kurz VIPS genannt) zum Erstellen von animierten Zeichnungen.
  • Galerie: Hier findet sich ein einfaches Werkzeug zum Herstellen von miteinander verlinkten Texten (Hypertexten, Websites). Die Galerie funktioniert nach dem Prinzip der gemeinsamen Produktion von Inhalten (Wikis).
  • Sitemap: Diese bietet eine strukturierte Darstellung der Gesamtinhalte einer Arbeitsumgebung, insbesondere des Inhalts in der Infothek.

Einen Sonderstatus unter den Arbeitsumgebungen nehmen das Leselabyrinth (mehrere interaktive Bücherlisten) und die Software- und Webseitenlisten ein.

Einsatz im Unterricht

Vom einfachen Informations-Pool über die Verwendung von einzelnen Werkzeugen aus dem „blikk“-Werkzugkasten (z. B. Blog oder VIPS) bis hin zu richtigen „blikk“-Projekten lassen sich viele Verwendungsmöglichkeiten finden.

Aus dem Vollen schöpfen kann man da, wo es gelingt, mehrere Klassen schul-, am besten sogar länderübergreifend zu einem „blikk“-Projekt in einer der Arbeitsumgebungen zu gewinnen. In solchen Projekten kommen verschiedene Werkzeuge zum Einsatz und die Projektergebnisse können zuerst in der Galerie veröffentlicht und später in die Infothek aufgenommen werden.

„blikk“-Projekte werden in der Projektbörse deponiert, hier können auch Kontaktadressen und Ansprechpersonen genannt werden, was die Suche nach Partnerklassen erleichtert

Links

www.“blikk“.it

http://www.“blikk“.it/angebote/projektboerse/

http://www.“blikk“.it/“blikk“/info/wir/konzept.htm

Harald Angerer ist seit 2006 Mitarbeiter des Pädagogischen Instituts Bozen und betreut dort den Bildungsserver „blikk“ und andere Online- und eLearning-Angebote.

 

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