V.A.S.

Autorität war gestern…

 

Hab mich neulich fortgebildet; wieder mal... Das Interessanteste waren die Gespräche in den Pausen und an eines kann ich mich heute noch erinnern, auch wenn’s schon 5 Tage her ist. Es kam – wie es kommen musste – zum Thema „Autorität“ in der Schule. Wie viel darf man, wie viel soll man, wie viel ist erlaubt?

Meiner Meinung nach ist es schon ziemlich streng geworden, in die Klasse zu gehen und alle nach seiner Pfeife tanzen zu lassen, aber meine Kollegin aus der Grundschule meinte, es mache ihr immer noch immens Spaß, so eine schöne, verantwortungsvolle Aufgabe erfüllen zu dürfen. „Na ja“, erwiderte ich, „aber anstrengend ist es schon, besonders ab der 2. Klasse Mittelschule, weil viele da machen, was sie wollen und weil die Erziehung oft zu kurz kommt.“

„Meine Güte, das Wort ‚Erziehung’ kann ich gar nicht leiden, das gehört doch zur undemokratischen Vergangenheit! Schau, die Schülerinnen und Schüler müssen sich bewusst werden, was sie für Rechte haben, und sie müssen lernen, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden, und zwar ohne Fremdbestimmung.“

„Wie kriegst du das denn hin, sie so ganz ohne Drohungen, Verbote, Autorität und Strafen zu einem angemessenen Verhalten und zu positiven Leistungen zu bringen?“

„Drohungen und Verbote? Was hast du denn für Ansichten? So was gibt es doch schon lange nicht mehr! Autoritäres Verhalten führt zu Frustration und bei Kindern zu Aggression, das weiß doch jeder! Sollen unsere Jugendlichen etwa aggressiv werden und alles kaputtschlagen, Autos demolieren oder Wände beschmieren? Oder Auslän... äh, Kinder mit Migrationshintergrund ausgrenzen?“

„Gut, aber wenn man gar nichts sagt, kommt es noch so weit, dass sie in der Schule mit Drogen handeln, Mitschüler erpressen oder versuchen, Lehrer unter Gewaltandrohung gefügig zu machen.“

„Papperlapapp! So etwas wird es nie geben, weil die Beziehung zwischen Schülern und Lehrern heute total partnerschaftlich ist. Wir als moderne Pädagoginnen und Pädagogen lieben unsere Schüler und motivieren sie durch Lob zu mehr Kooperationswillen.“

„Ja, ja, so wie man Robben einen Fisch ins Maul wirft, wenn sie den Ball auf der Schnauze jonglieren konnten. Ist das dein modernes pädagogisches Prinzip?“

„Ach was, die Schule ist doch kein Zirkus und Schüler sind nicht Tiere, die man dressiert! Das sind alles Menschen, die Verstand haben und logisch denken können. Wenn wir an ihre Vernunft appellieren, tun sie, was wir von ihnen wollen!“

„Na, dann komm mal in die Mittelschule, da tun nämlich viele nur, was sie wollen, und wenn man sie zurechtweist, kriegt man ein ‚me ne frego’ zu hören!“

„Nein! Ja, wo haben sie denn diese Ausdrücke her?“

 

Dann waren die 30 Minuten leider schon um und wir begaben uns wieder ins Seminar, wo wir lernten, wie viel man darf, wie viel man soll und wie viel erlaubt ist.

 

 

Ihr den alten Zeiten nachtrauernder

Ehrenfried Schullerer

satire