Jahrtag der Bücherverbrennung

Am 10. Mai 2008 organisierten die Professoren Martha Verdorfer, Ingrid Schreiter und Wolfgang Burger eine Ausstellung zum Jahrtag der Bücherverbrennung (10. Mai 1933). Im Eingangsbereich des Fertighauses wurden Ausstellungstexten und eine Auswahl "verbrannter Bücher" ausgestellt.


"Gedanken zum Tag und zur Veranstaltung" - von Margit Fischer (Klasse 5B/NF)

„Wenn die Intoleranz den Himmel verfinstert, zünden die Dunkelmänner die Holzstöße an.“ so Erich Kästner, der dabei war an jenem Tag, als in vielen deutschen Städten die Bücher brannten. Dieser Tag, der 10. Mai 1933, jährt sich heute zum 75. Mal. Jene Dunkelmänner waren nationalsozialistische deutsche Studenten, die tonnenweise Bücher in die Flammen warfen. Bücher von Brecht, Mann, Freud, Zweig – auf der Liste standen Hunderte Autoren und Tausende von Büchern, die von Freiheit statt von Unterdrückung und von Frieden statt von Krieg handelten. Aber die Zeiten waren finster, Intoleranz hatte den Himmel verdunkelt.

Heute gedenken wir dieses finsteren Tages und können uns zugleich freuen: WIR leben in hellen Zeiten, in lichten, in freien Zeiten, in denen Bücher ungeniert wandern dürfen. Freie Bücher, libri liberi auf italienisch, Bookcrossing, wandernde Bücher, in englisch. Wenn Bücher ausgeliehen, gekauft, gelesen, weitergegeben werden, sind Bücher unterwegs und mit ihnen immer auch Ideen und Gedanken. Denn zwischen jedem Buchdeckel schlummern neue, unbekannte Welten, die sich erst im Kopf auftun und somit Freiräume schaffen. Vielleicht sind Bücher auch deshalb so gefährlich für die Mächtigen, weil sie Freiheit bedeuten.

Und wenn Menschen unterwegs sind, sind auch ihre Bücher mit ihnen auf dem Weg und damit ihre Lieder, ihre Geschichten und ihre Märchen. Ein Buch aus der Heimat kann in der Fremde die an Heimweh leidenden Gedanken trösten, Orientierung und Identität schaffen. Und Menschen mit Fernweh und Lebensdurst können sozusagen vom Sofa aus mit Büchern in ferne Welten eintauchen und Menschen und Kulturen kennen lernen. Vielleicht kann man in einer so vielfältigen Welt nur mit Büchern die Vielfalt begreifen, verstehen und kennen lernen, was wiederum dazu führt, dass wir der Vielfalt in der Welt ohne Angst begegnen. Vielleicht können nur Bücher die Grenzen in unseren Köpfen einreißen. Lassen wir niemals zu, dass Intoleranz wieder den Himmel verfinstert und mit Büchern auch Gedanken, Ideen, Kulturgut und Identität, Freiheit und Frieden im Feuer verbrannt werden.