Projekt Begabtenförderung - Lehrfahrt nach Linz

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Nach der Führung durch die voestalpine wurden wir von unserem Chauffeur Mirko in die Jugendherberge gefahren. Die Zimmer wurden eingeteilt und wir hatten eine Stunde Zeit, uns einzurichten. Gegen 18.00 Uhr fuhren wir in die Linzer Innenstadt und um 20.00 Uhr wieder zurück in die Jugendherberge, wo wir uns auf dem Fußballplatz austobten. Ab 22.00 Uhr galt offiziell Bettruhe!
Inoffiziell war die Nacht noch lang …
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Denkmal.jpg Am nächsten Tag befassten wir uns mit dem Nationalsozialismus in Linz.  Wir wurden von einer Führung (Dagmar Höss) durch die Stadt begleitet und blieben immer wieder vor Schriften stehen, die auf den Boden gesprayt worden waren. Diese wurden im Rahmen des Projekts „IN SITU“ angefertigt und erzählten in kurzen Texten die NS-Geschichte der einzelnen Gebäude. 
Auf dem Balkon des Linzer Rathauses z.B. hielt A. Hitler beim Einmarsch nach Österreich eine Rede an die Linzer Bürger, bejubelt von 80.000 Zuschauern. Oder: Die in der NS-Zeit über die Donau gebaute Nibelungenbrücke besteht aus Granitstein – Granit, den die Häftlinge im Steinbruch des KZs Mauthausen abgebaut hatten. Schritt für Schritt wurden wir so in die NS-Vergangenheit einer Stadt zurückgeführt, die A. Hitler zur „Führerstadt“ erhoben hatte. Persönlich an Orten zu stehen, die die Geschichte dieser Zeit so lebendig werden ließen, war für uns alle ein neues und sehr beeindruckendes Erlebnis.
Nach dem Stadtrundgang fuhren wir nach Mauthausen, das ca. ½ Stunde von Linz entfernt liegt. Inmitten von Wiesen und Wäldern erstreckt sich hier auf einem Hügel das ehemalige Konzentrationslager, in dem zwischen 1938 und 1945 ca. 110.000 Menschen – vor allem durch die Arbeit im Steinbruch -  den Tod fanden. Zuerst besichtigten wir die Außenanlagen – große, künstlerisch gestaltete Denkmäler verschiedener Staaten, deren Bürger im KZ Mauthausen das Leben verloren.
Denkmal1.jpgWir stiegen dann die 186 Stufen der Todesstiege hinunter, über welche die KZ-Häftlinge die schweren Granitblöcke hinauftragen mussten. Wenn einer der Gefangenen vor Schwäche und Erschöpfung umfiel oder eine Wache sich einen Spaß daraus machte, den vordersten Häftling zu stoßen, fielen mit ihm in einer Kettenreaktion auch alle anderen Gefangenen die Todesstiege hinunter. Viele von ihnen starben dabei.
 An diesem schwülen Sommertag war es für uns – ohne Gepäck – schon sehr anstrengend, diese Todesstiege hinunter- und wieder heraufzugehen. Sich Stufe für Stufe vorzustellen, wie die, oft bis auf 40-50 kg abgemagerten KZ-Häftlinge die schweren Granitblöcke nur mit einer einfachen Holztrage und dies Tag für Tag 9-11 Stunden lang diese Treppe hoch trugen, …
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Nach den Außenanlagen besichtigten wir dann das eigentliche Lager. Wie die Häftlinge durchschritten wir zuerst das Tor zum Lager und wurden zu der von den SS-Soldaten zynisch als „Klagemauer“ bezeichneten Mauer geführt. Hier mussten sich die Häftlinge in einer Reihe aufstellen, sich nackt – auch bei minus 20 Grad im Winter – ausziehen, wurden tagelang, ohne Essen, an diese Mauer gekettet und auf grausame Weise von den Wachen gefoltert. Die Häftlinge gelangten dann – aller Wertsachen entledigt und kurz geschoren – in die Duschräume, erhielten Gefangenenkleidung und wurden dann auf die einzelnen Baracken verteilt. Hier teilten sich auf ca. 200 m² häufig 300 und mehr Häftlinge den Raum, schliefen auch übereinander, oft geweckt durch Schikanen der SS. Sie lebten unter erschreckenden hygienischen Bedingungen und kriegten zum Essen nicht mehr als Suppe und Brot. Vor dem Seziertisch zum Zwecke medizinischer Versuche an Häftlingen, in der Gaskammer und vor den Krematorien durchlebte wohl jeder von uns beklemmende Gefühle – Erinnerungen, die wir wohl nie mehr vergessen werden. Am Nachmittag sahen wir uns den Film „Mauthausen – Rückkehr unerwünscht“ an, in dem Zeitzeugen vom Aufbau des Lagers, über das Leben im Lager und schließlich die Befreiung durch die Amerikaner im Mai 1945 erzählten.
Am Abend dieses Tages stand noch eine Bootsfahrt auf der „MS Helene“ auf dem Programm. Dieses Schiff war 87 Jahre alt und vor unserer Fahrt bereits zweimal gekentert. Nicht sehr vertrauenserweckend! Als dann auch noch ein Gewitter aufzog, musste der Kapitän frühzeitig wenden und in Höchstgeschwindigkeit (23,7 km/h) zurücksteuern. Wenige Minuten nach dem Anlegen setzten auch schon Windböen und heftiger Regenschauer ein. Den Rest dieses abenteuerlichen Abends verbrachten wir geschützt in der Jugendherberge. lentos.jpg
AEC Am nächsten Tag stand schon die Abreise bevor. Am Vormittag besichtigten wir noch das „Ars Electronica Center“. Das auch als das „Museum der Zukunft“ bezeichnete Center ist ein Museum, welches dem Besucher die Technologien kommender Generationen in verschiedensten interaktiven Installationen nahe zu bringen versucht. Hier hörten wir ungläubig, dass Menschen künftig Gebrauchsgegenstände aller Art mit Hilfe von Spezialdruckern selbst zu Hause herstellen werden, seien dies Turnschuhe, Taschen, Kleider usw. Auch was Roboter in Zukunft  alles können und wie und in welchen Bereichen sie eingesetzt werden, fanden wir höchst interessant.

Gegen Mittag machten wir noch einen letzten Stadtbummel durch die Linzer Innenstadt, dann ging es nach Hause. Unterwegs war noch ein kleiner Zwischenstopp in Salzburg, am Hangar 7, geplant. Der Salzburger  Milliardär und Flugzeugliebhaber Dietrich Mateschitz, Eigentümer der Firma Red Bull, hat diesen Hangar – aus Glas und Stahl – 2001-2003 errichten lassen, um seine Privatsammlung an historischen  Flugzeugen, Helikoptern und Formel-1-Rennwagen hier unterzubringen.

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Um 17.00 Uhr traten wir dann die endgültige Heimreise an. Während der Busfahrt hörten wir alle gespannt dem Champions League - Finale zu. Gegen halb zehn Uhr kamen wir dann in Bozen an!

Das Ende einer sehr lehrreichen und spannenden Lehrfahrt!    

von Paola Gozzi Klasse 3E

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