Gestalten und Motive

der südtiroler Sagenwelt

 

Geister

 

In der Meinung des Volkes waren besonders bestimmte Nächte, wie zu Quatember und im Advent, voller Geister- oder Gespensterspuck, wobei es sich um umgehende Tote handelte, die ihre verschiedenen Frevel und Verbrechen auf dieser Erde büßten, teils auch um Dämonen oder »Jenseitige«. Die Wiedergänger konnten zum Teil durch Gebet und Opfer erlöst werden und sodann in die ewige Ruhe eingehen, zum Teil aber waren sie bereits verdammt, und mithin nützte ihnen kein Gebet mehr etwas.

Auch die «Jenseitigen» konnten nicht erlöst werden, da es ja nicht büßende arme Seelen, sondern eben außerirdische Wesen waren. Das Volk unterschied nicht lange zwischen Totengeistern und Dämonen und verwechselte sie auch immer wieder, wohl aber unterteilte man diese zu nächtlicher Zeit auftauchenden, klopfenden, lärmenden, Schabernack treibenden und stets großen Schrecken verbreitenden Geister in gute und böse Geister. Den guten Geistern &endash; den armen Seelen &endash; konnte man helfen, wenn man nur ihr Anliegen erfuhr, den anderen aber nicht. Darum die obligate Frage an einen solchen auftretenden Geist: «Alle guten Geister loben den Herrn, was ist dein Begehren?»

ALAN SENONER - HANNES SENONER

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