Friedensgedichte
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Verschiedene Friedensgedichte
 und einige Zitate zu Krieg und Frieden
aufgestöbert im Internet

 

Josef Reding
Friede

"Bloß keinen Zank
und keinen Streit!"
Das heißt auf englisch
ganz einfach
PEACE
und auf französisch
PAIX
und auf russisch
MIR
und auf hebräisch
SHALOM
und auf deutsch
FRIEDE
oder:
"Du, komm,
lass uns
zusammen spielen,
zusammen sprechen,
zusammen singen,
zusammen essen,
zusammen trinken
und zusammen
leben,
damit wir
leben."

 

Marie Louise Kaschnitz
(1901 - 1974)

Hiroshima

Der den Tod auf Hiroshima warf
Ging ins Kloster, läutet dort die Glocken.
Der den Tod auf Hiroshima warf,
Sprang vom Stuhl in die Schlinge, erwürgte sich.
Der den Tod auf Hiroshima warf
Fiel in Wahnsinn, wehrt Gespenster ab
Hunderttausend, die ihn angehen nächtlich
Auferstandene aus Staub für ihn.

Nichts von alledem ist wahr.
Erst vor kurzem sah ich ihn
Im Garten seines Hauses vor der Stadt.
Die Hecken waren noch jung und die Rosenbüsche zierlich.
Das wächst nicht so schnell, daß sich einer verbergen könnte
Im Wald des Vergessens. Gut zu sehen war
Das nackte Vorstadthaus, die junge Frau
Die neben ihm stand im Blumenkleid
Das kleine Mädchen an ihrer Hand
Der Knabe der auf seinem Rücken saß
Und über seinem Kopf die Peitsche schwang.
Sehr gut erkennbar war er selbst
Vierbeinig auf dem Grasplatz, das Gesicht
Verzerrt vor Lachen, weil der Photograph
Hinter der Hecke stand, das Auge der Welt.

 

Zu kurz

Ein Mann lebt,
ganz kurz.
Eine Frau schreit,
ganz kurz.
Der Blitz schlägt,
Donner grollt.
Der Blitz schlägt,
ganz kurz.
Und wieder vergeht kein Tag, kein Monat, kein Jahr ganz kurz.
Es war Frieden,
ganz kurz.

(MariuStaind)

 

 

Lesebuchgeschichten

Es waren mal zwei Menschen.
Als sie zwei Jahre alt waren, da schlugen sie sich mit den Händen.
Als sie zwölf waren, schlugen sie sich mit Stöcken und warfen mit Steinen.
Als sie zweiundzwanzig waren, schossen sie mit Gewehren nach einander.
Als sie zweiundvierzig waren, warfen sie mit Bomben.
Als sie zweiundsechzig waren, nahmen sie Bakterien.
Als sie zweiundachtzig waren, da starben sie.
Sie wurden nebeneinander begraben.
Als sich nach hundert Jahren ein Regenwurm durch ihre beiden Gräber fraß,
merkte er gar nicht, dass hier zwei verschiedene Menschen begraben waren.
Es war dieselbe Erde.
Alles dieselbe Erde.

(Wolfgang Borchert)

 

Krieg

Vater, du verließest mich,

ich konnte gerad´ erst steh´n.

Das Vaterland, es braucht dich ----,

es gab kein Wiederseh´n.

Wie gerne hätte ich mit dir

einmal geweint, gelacht,

hätt´ froh erlebt, wenn du mit mir

den ersten Schritt gemacht.

Ich kenne deine Stimme nicht

und sehn´ mich so nach ihr.

Die unerfüllte Sehnsucht

verklingt wohl nie in mir.

Nie durfte ich erfahren

das Streicheln deiner Hand.

Du opfertest dein Leben

und starbst im fremden Land.

Warum begreift die Menschheit nicht,

dass Krieg nur Wahnsinn ist?

Zurück bleiben Not und Traurigkeit,

Leid, das man nie vergisst.

Annegret Kronenberg 2001

 

 

Ernst Jandl (1925-2000)
markierung einer wende

 

1944

krieg
krieg
krieg
krieg
krieg
krieg
krieg
krieg
krieg
krieg
krieg
krieg 

 

1945

krieg
krieg
krieg
krieg
mai

 

 

 

Abrüstung

von Wilhelm Busch

Ganz unverhofft auf einem Hügel
Sind sich begegnet Fuchs und Igel
Halt, rief der Fuchs, du Bösewicht!
Kennst du des Königs Ordre nicht?
Ist nicht der Friede längst verkündigt,
Und weisst du nicht, dass jeder sündigt,
Der immer noch gerüstet geht?
Im Namen Seiner Majestät,
Geh her und übergib dein Fell!
Der Igel sprach: Nur nicht so schnell!
Lass dir erst deine Zähne brechen,
Dann wollen wir uns weiter sprechen.
Und allsogleich macht er sich rund,
Schliesst seinen dichten Stachelbund
Und trotzt getrost der ganzen Welt,
Bewaffnet, doch als Friedensheld.

 

 

 

 

Erich Fried (1921-88)

Humorlos 
 
 Die Jungen
 werfen
 zum Spass
 mit Steinen
 nach Fröschen
 
 Die Frösche
 sterben
 im Ernst  
 
 
Onkel Papa 
 
Der Krieg hielt dich in seinen Klauen.

Ich, dein Töchterchen, wuchs in Mutters Großfamilie auf.

Ich vermisste dich nicht, weil ich dich nicht kannte.

Mutter hatte viele Brüder, alles meine Onkel,

die ständig um mich herum waren.

Dann kamst du unverhofft auf Fronturlaub.

Freudig rief Mutter: »Anne, dein Papa ist da!«

Schüchtern reichte ich dir meine kleine Hand

und hauchte: "Onkel Papa".

Du warst geschockt, enttäuscht.

Ich hatte dir sehr weh getan,

dabei wollte ich nur höflich sein.

Heute würde ich bis ans Ende der Welt laufen,

könnte ich nur einmal "Papa" zu dir sagen.
 
 
 
 

11.09.2001

 

Normaler Alltag in New York
Ein paar Teufel stürzen sich auf die Menschheit
Zwei Flugzeuge
Zwei Türme
Höllischer Lärm
Der Himmel verdunkelt sich
Feuerbrunst steigt auf
Dichter Staub erstickt Schreie
Kerosingeruch erfüllt die Luft
Chaos - Panik - Tod
New York erlebt die Hölle
Lähmendes Erschrecken
Die ganze Welt hält den Atem an

Nichts, aber auch gar nichts mehr 
ist so, wie es gestern war.

 
 

Des Krieges Buchstaben

KUMMER, der das Mark verzehret,
Raub, der Hab und Gut verheeret,
Jammer, der den Sinn verkehret,
Elend, das den Leib beschweret,
Grausamkeit, die Unrecht fähret:
Sind die Frucht, die Krieg gewähret.

Friedrich von Logau (1604-1655),
schrieb während des dreißigjährigen Krieges
unter dem Pseydonym Solomon von Golau Gedichte und Epigramme

 
  
 

Krieg dem Kriege

Kurt Tucholsky (1919)

 

1 Sie lagen vier Jahre im Schützengraben.
Zeit, große Zeit!
Sie froren und waren verlaust und haben
daheim eine Frau und zwei kleine Knaben,
weit, weit -! 

 

2 Und keiner, der ihnen die Wahrheit sagt.
Und keiner, der aufzubegehren wagt.
Monat um Monat, Jahr um Jahr...                 

 

3 Und wenn mal einer auf Urlaub war,
sah er zu Hause die dicken Bäuche.
Und es fraßen dort um sich wie eine Seuche
der Tanz, die Gier, das Schiebergeschäft.
Und die Horde alldeutscher Skribenten kläfft:
"Krieg! Krieg!
Großer Sieg!
Sieg in Albanien und Sieg in Flandern!"
Und es starben die andern, die andern, die andern...                                                

 

4 Sie sahen die Kameraden fallen.
Das war das Schicksal bei fast allen:
Verwundung, Qual wie ein Tier, und Tod.
Ein kleiner Fleck, schmutzigrot-
und man trug sie fort und scharrte sie ein.
Wer wird wohl der nächste sein?                  

 

5 Und ein Schrei von Millionen stieg auf zu den Sternen.
Werden die Menschen es niemals lernen?
Gibt es ein Ding, um das es sich lohnt?
Wer ist das, der da oben thront,
von oben bis unten bespickt mit Orden,
und nur immer befiehlt: Morden! Morden! -
Blut und zermalmte Knochen und Dreck...
Und dann hieß es plötzlich, das Schiff sei leck.                                                         

 

6 Der Kapitän hat den Abschied genommen
und ist etwas plötzlich von dannen geschwommen.
Ratlos stehen die Feldgrauen da.
Für wen das alles?
Pro patria?

7 Brüder!
Brüder! Schließt die Reihn!
Brüder! das darf nicht wieder sein!
Geben sie uns den Vernichtungsfrieden,
ist das gleiche Los beschieden
unsern Söhnen und euern Enkeln.
Sollen die wieder blutrot besprenkeln
die Ackergräben, das grüne Gras?
Brüder! Pfeift den Burschen was!
Es darf und soll so nicht weitergehen.
Wir haben alle, alle gesehen,
wohin ein solcher Wahnsinn führt-

8 Das Feuer brannte, das sie geschürt.
Löscht es aus! Die Imperialisten,
die da drüben bei jenen nisten,
schenken uns wieder Nationalisten.
Und nach abermals zwanzig Jahren
kommen neue Kanonen gefahren.
Das wäre kein Friede.
Das wäre Wahn.
Der alte Tanz auf dem alten Vulkan.
Du sollst nicht töten! hat einer gesagt.
Und die Menschheit hörts, und die Menschheit klagt.
Will das niemals anders werden?
Krieg dem Kriege!
Und Friede auf Erden.

 
 
Lesebuchgeschichten



Es waren mal zwei Menschen. Als sie zwei Jahre alt waren, da schlugen sie sich mit den Händen. Als sie zwölf waren, schlugen sie sich mit Stöcken und warfen mit Steinen. Als sie zweiundzwanzig waren, schossen sie mit Gewehren nach einander. Als sie zweiundvierzig waren, warfen sie mit Bomben. Als sie zweiundsechzig waren, nahmen sie Bakterien. Als sie zweiundachtzig waren, da starben sie. Sie wurden nebeneinander begraben. Als sich nach hundert Jahren ein Regenwurm durch ihre beiden Gräber fraß, merkte er gar nicht, dass hier zwei verschiedene Menschen begraben waren. Es war dieselbe Erde. Alles dieselbe Erde.

(Wolfgang Borchert)
 
 
 
 
Kennst du das Land, wo die Kanonen blühn?



Kennst du das Land, wo die Kanonen blühn? Du kennst es nicht? Du wirst es kennenlernen! Dort stehn die Prokuristen stolz und kühn in den Bureaus, als wären es Kasernen.

Dort wachsen unterm Schlips Gefreitenknöpfe. Und unsichtbare Helme trägt man dort. Gesichter hat man dort, doch keine Köpfe. Und wer zu Bett geht, pflanzt sich auch schon fort!

Wenn dort ein Vorgesetzter etwas will - und es ist sein Beruf etwas zu wollen - steht der Verstand erst stramm und zweitens still. Die Augen rechts! Und mit dem Rückgrat rollen!

Die Kinder kommen dort mit kleinen Sporen und mit gezognem Scheitel auf die Welt. Dort wird man nicht als Zivilist geboren. Dort wird befördert, wer die Schnauze hält.

Kennst du das Land? Es könnte glücklich sein. Es könnte glücklich sein und glücklich machen! Dort gibt es Äcker, Kohle, Stahl und Stein und Fleiß und Kraft und andre schöne Sachen.

Selbst Geist und Güte gibt’s dort dann und wann! Und wahres Heldentum. Doch nicht bei vielen. Dort steckt ein Kind in jedem zweiten Mann. Das will mit Bleisoldaten spielen.

Dort reift die Freiheit nicht. Dort bleibt sie grün. Was man auch baut - es werden stets Kasernen. Kennst du das Land, wo die Kanonen blühn? Du kennst es nicht? Du wirst es kennen lernen!

(Erich Kästner)
 
 
 
 
 
 Einige Zitate über den Krieg

Krieg ist...  

Ein Winterschlaf der Kultur.

Friedrich Nietzsche (1844-1900), dt. Philosoph

Zuerst die Hoffnung, dass es einem besser gehen wird, hierauf die Erwartung, dass es dem anderen schlechter gehen wird, dann die Genugtuung, dass es dem anderen auch nicht besser geht, und hernach die Überraschung, dass es beiden schlechter geht.

Karl Kraus (1874-1936), östr. Kritiker, Satiriker, Essayist u. Dramatiker

Das große Karthago führte drei Kriege. Nach dem ersten war es noch mächtig. Nach dem zweiten war es noch bewohnbar. Nach dem dritten war es nicht mehr aufzufinden.

Bertolt Brecht (1898-1956), dt. Dramatiker u. Dichter

 

Der Krieg ist nicht undenkbar, aber es ist unangenehm, an ihn zu denken. Deshalb gibt es nur einen Weg, ihn zu vermeiden: Man muss ständig an ihn denken.

Edward Teller (*1908), ungar.-amerik. Kernphysiker

Der übernächste Krieg wird nur noch mit Pfeil und Bogen entschieden.

Albert Einstein (1879-1955), dt.-amerik. Physiker (Relativitätstheorie), 1921 Nobelpr.

Die Kriegsgräberstätten sind die großen Prediger des Friedens, und ihre Bedeutung als solche wird immer mehr zunehmen.

Albert Schweitzer (1875-1965), elsäss. ev. Theologe, Musiker, Arzt u. Philosoph, 1952 Friedensnobelpr.

Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen, oder der Krieg setzt der Menschheit ein Ende.

John F. Kennedy (1917-63), amerik. Politiker, 35. Präs. d. USA (1961-63)

Es gibt nichts, was Krieg erreicht hätte, das nicht besser ohne Krieg erreicht worden wäre.

Havelock Ellis

Glaubt nicht, ihr hättet Millionen Feinde. Euer einziger Feind heißt - Krieg.

Erich Kästner (1899-1974), dt. Schriftsteller, 1957 Georg-Büchner-Preis

Im Krieg ist die Wahrheit das erste Opfer.

Aischylos (525-456), griech. Dichter, Schöpfer d. griech. Tragödie

Im Krieg wird kein zweiter Preis vergeben.

Omar Nelson Bradley (1893-1981), amerik. General

Jeder Krieg ist für mich der Bankrott der Politik.

Gerd Schmückle (*1917), dt. Publizist, General a.D.

Kleine Schurkereien nennt man kriminell - große historische Taten.

Herbert Reinecker (*1914), dt. Schriftsteller

Man soll Massenmördern glauben, wenn sie ihre Massenmorde ankündigen.

Hermann Kesten (1900-96), dt. Schriftsteller, 1974 Georg-Büchner-Preis

Menschen sind nicht in der Lage, den Tod abzuschaffen. Aber sie sind ganz gewiss in der Lage, das gegenseitige Töten abzuschaffen.

Norbert Elias (1897-1990), dt. Soziologe