Durch die großen gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen in
unserer Zeit entstehen neue Anforderungen an Bildungswesen und Schule.
In diesem Zusammenhang sind Ziele, Inhalte und Formen schulischen Lernens
und schulischer Bildung neu zu bestimmen und die nötige Weiterentwicklung
der schulischen Praxis konsequent anzugehen. Um die dafür notwendigen
Orientierungen zu erlangen, müssen zunächst einmal die Auswirkungen
der Veränderungen auf die Lebenswelt von Kindern
und Jugendlichen wahrgenommen und aufmerksam beobachtet werden.
Für unsere Epoche und deren Wandel kennzeichnende Umbrüche sind beispielsweise:
die zunehmende Pluralisierung der Lebensformen
und
die immer stärker werdende Konsumorientierung,
die schnellen Entwicklungen im Bereich der Informations-
und Kommunikationstechnologien und
die wirtschaftliche Internationalisierung und Globalisierung,
die Veränderungen in Arbeit und Wirtschaft
aber auch
die sich abzeichnenden ökologischen Fragen und
die Fragen zur demokratischen Mitverantwortung.
Es wird eine gemeinsame Aufgabe aller am Schulgeschehen Beteiligten
sein, in Unterricht und Erziehung auf diese Veränderungen zu reagieren,
um nachhaltiges Lernen und somit Bildung zu sichern.
Kennzeichen des gesellschaftlichen Wandels
Die Beschreibungen der sich wandelnden Gesellschaft an der Schwelle
zum neuen Jahrhundert zeigen unterschiedliche Sichtweisen und Deutungsmuster.
In viel beachteten Analysen und Prognosen, von der Medienwelt verdichtet
zu schlagwortartigen Kurzbezeichnungen wie "Informationsgesellschaft",
"Risikogesellschaft" oder "Erlebnisgesellschaft", wird die Gegenwart
aus einem jeweils besonderen Blickwinkel beleuchtet. Dabei kristallisieren
sich einige langfristige Entwicklungstendenzen heraus, die ziemlich
übereinstimmend als für unsere Epoche und deren Wandel kennzeichnend
beschrieben werden können - trotz gegenläufiger Tendenzen in Einzelbereichen,
regionaler Ungleichzeitigkeiten und unterschiedlicher Brechungen im
Erscheinungsbild. Nicht jeder wird mit der folgenden Beschreibung und
Deutung dieser Entwicklungstendenzen gleich übereinstimmen. Es liegt
vielleicht nahe, zu sagen: "Das betrifft uns hier nicht." Aber wer sich
die Mühe macht, genauer hinzusehen, wie sich beispielsweise die Formen
unseres Umgangs miteinander verändern, wie sich unsere Verhaltensgewohnheiten
und auch unsere Sprache verändern, wer statistische Daten sorgfältig
interpretiert, der wird erkennen, dass die beschriebenen Zeitsignaturen
auch für die gesellschaftliche Situation in Südtirol Gültigkeit besitzen.