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Bewertung von Such-Ergebnissen für Lern-Zwecke
 

Auf eine Suche mit dem Suchwort "Genmanipulation" lieferten die Suchmaschinen ganz unterschiedliche Anzahlen von gefundenen Dokumenten z.B. Excite nur die "Top" 10, Infoseak 372, Aladin 55, AltaVista 1034, Crawler 1262, Eule 216, Dino 4, Fireball 1266, Intersearch 701, Nathan 65, Sharelook 1 und WEB.DE 2.
Die Kategorien (Kataloge) sind bei Yahoo! - zunächst rein äußerlich gesehen - erheblich besser auf den Bereich "Schule und Bildung" zugeschnitten, als dies z.B. bei Lycos der Fall ist. Es wurden daher zum Test bei Lycos und Yahoo! dieselben Suchbegriffe eingegeben und verglichen.
Eine Auswertung der Adressen hat ergeben, dass sich die Funde sowohl in ihrer Anzahl als auch in ihren Inhalten unterscheiden. Hierzu zwei Beispiele:
Auf eine Suche mit dem Suchstring "Genmanipulation AND Vorteil" bzw. "+genmanipulation +vorteil" lieferte Lycos 2 brauchbare und 4 unbrauchbare und Yahoo 3 brauchbare und 7 unbrauchbare Texte für den Unterricht. Und: Alle gefundenen Texte von Lycos und Yahoo waren unterschiedlich.
Auf eine Suche mit dem String "Genmanipulation AND Nahrung" bzw. "+genmanipulation +nahrung" lieferte Lycos 5 brauchbare, 3 sehr allgemeine und 15 unbrauchbare und Yahoo 5 brauchbare, 2 sehr allgemeine und 4 unbrauchbare Texte für den Unterricht. Jetzt stimmten lediglich in einem einzigen Text Lycos und Yahoo überein.
Mit unbrauchbar für den Unterricht wurden Reklametexte, Parteienwerbung oder zu regionalisierte Texte bezeichnet. Je größer aber die Anzahl der Funde wurde, je größer wurde auch die Wahrscheinlichkeit, dass identische Texte gefunden wurden.
Daraus und aus vielen weiteren Recherchen kann (vielleicht) gefolgert werden: Die Suchergebnisse mit unterschiedlichen Suchmaschinen ergänzen sich und man findet nicht nur einige brauchbare Texte sondern auch nützliche Adressen für eine Verwendung im Unterricht. In jedem Fall mussten aber alle Texte auf ihre Brauchbarkeit für den Unterricht geprüft (also gelesen) werden.
Veröffentlichungen aus Tages-, Wochen- und Fachzeitschriften sind für die Schule von besonderem Interesse, denn die Texte sind in der Regel auch für Schülerinnen und Schüler lesbar. Aber alle Suchmaschinen zeigen wenig Erfolg, wenn es um Veröffentlichungen aus Tages- und Wochen-Zeitungen oder Zeitschriften geht. Denn die großen Zeitungs- und Zeitschriftenverlage haben ihre eigenen Datenbanken und verlangen in der Regel für eine Suche Gebühren! Aber es gibt auch Ausnahmen oder Teilangebote, siehe hierzu die folgenden Adressen:
SPIEGEL ONLINE (http://www.yahoo.de/spiegel) bietet ein Eingabefeld, mit dem aktuelle Nachrichten zu unterschiedlichen Themen gefunden werden können.
Spiegel (http://www.spiegel.de) und Focus (http://www.focus.de) bieten zu ihren jeweils aktuellen Ausgaben auch eine Online-Version an, in der ebenfalls mittels eines Eingabefeldes nach Einzelbegriffen gesucht werden kann. Man findet hier aktuelle Berichte und Kommentare.
ZEIT im Internet (http://www.ZEIT.de/tag/suche) bietet eine einfach zu bedienende Suchmaske auch für komplexere UND- und ODER-Suchen.
Auch die Zeitschrift "Bild der Wissenschaft" (http://wissenschaft.de) bietet ein Eingabefeld zum Suchen an.

     
Bewertung gefundener Informationen auf "Brauchbarkeit" für Lernzwecke  

Schülerinnen und Schüler gehen ganz pragmatisch vor. Sie lehnen alle Texte ab, die sie nicht "verstehen" können, die also nicht allgemeinverständlich geschrieben sind. Wissenschaftliche Texte können zwar sehr bedeutungsvoll sein, für die Lernenden in der Primar- und Sekundarstufe 1 sind sie es in der Regel nicht. Texte, die dagegen von Schülerinnen und Schülern selbst geschrieben worden sind, werden nicht abgelehnt; auch dann nicht, wenn sie Schreib-Fehler enthalten. Schülerinnen und Schüler selektieren weiterhin ganz pragmatisch Informationen über den Zeitaufwand. Dauert es ihnen zu lange, die Liste von Such-Ergebnissen durchzugehen, so wird sie nach der "Sechzigsten" URL einfach abgebrochen. Und viele Erwachsene tun es ihnen gleich! Tausend Fundstellen sind nicht mehr zu bearbeiten. Und die Hoffnung trügt, mit Relevanzkriterien in den ersten 60 die wichtigsten für das Lernen gefunden zu haben. Relevanz in den Suchmaschinen bezieht sich auf die Wirtschaft.
Diese pragmatischen "Bewertungen" sind zwar erste und wichtige Zugänge. Sie sind aber im Sinne der neuen Kulturtechnik des "Informierens im Internet" in keinem Falle hinreichend. "Schülerinnen und Schüler sollen lernen, ... wie man Informationen sinnvoll selektiert, wie man brauchbare (nützliche), bedeutungsvolle und authentische Informationen findet, um sie bei Problemlösungen oder in Anwendungskontexten nutzen zu können". Aber:

  • Wie werden Informationen sinnvoll selektiert?
  • Was sind die Kriterien für Solidität?
  • Wie kann geprüft werden, ob die Informationen authentisch sind?
  • Wie wird geklärt, ob man hinreichend viele brauchbare Informationen hat, um ein Problem zu lösen?

Diese nunmehr entscheidenden Fragen wurden bisher durch Schulbücher (also Didaktiker/innen) oder durch die Lehrpersonen während der Unterrichtsvorbereitung geklärt.
Auf die gestellten Fragen gibt es zur Zeit auch noch keine befriedigenden Antworten. Erwachsene prüfen, ob sie mit dem Namen der Verfasserin oder des Verfassers einer Information oder mit der Institution, die eine Information veröffentlich, Solidität verknüpfen können. Wie sollen das aber Schülerinnen und Schüler im Alter von 10 bis 16 Jahren tun? Sie kennen in der Regel weder "Namen" noch "Institutionen". Also bleibt zur Zeit alleine das Regulativ: Lehrerin oder Lehrer oder Bildungsserver.

           
Fazit:
 

Mit Suchmaschinen - insbesondere wenn man sie kombiniert - findet man authentische und solide, den Unterricht und die Unterrichtsvorbereitung bereichernde Texte. Wobei aber zur Zeit die Bewertungsentscheidung in der Regel durch die Lehrpersonen getroffen wird. Diese Informationen alleine reichen aber nicht aus, um etwa fachliche oder überfachliche Projekte durchführen zu können. Man findet z.B. so gut wie keine brauchbaren Bilder, Veranschaulichungen, Grafiken oder Töne und überhaupt keine Hypermedien, in denen Informationen unter lerntheoretischen Gesichtspunkten aufbereitet sind. Hier sind die Bildungsserver gefordert. Sie sollen zwar eine "Suche im Internet" nicht ersetzen, wohl aber bedeutungsvoll ergänzen.
Es kann sein (sollte so konstruiert werden), dass die Metadokumente zu einem Thema auch einen hinreichenden Kontext bieten, um im Internet gefundene weitere Informationen zum Thema auf Seriösität (oder Wahrheit) hin interpretieren und bewerten zu können. Im Internet Informationen suchen und finden zu können, das reicht als Qualifikation nicht aus, weil im Internet natürlich alles stehen kann: auch viel Unsinn!

           

© Pädagogisches Institut der deutschen Sprachgruppe - Bozen - 2000