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Schüler erstellten ein Interview 
mit dem Zeitzeugen Peter Schwalt 
aus Kortsch/Schlanders

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto aus dem Jahre 1946

Interview mit dem Zeitzeugen

Schwalt Peter, geb. am 29.06.1921 in Kortsch-Schlanders

  Ich bin der älteste Sohn der Familie. Kaspar Schwalt Junior war unser Vater, Maria Auer aus Goldrain unsere Mutter. Wir waren acht Geschwister, sechs Buben und zwei Mädchen; der dritte Bruder Rudolf ist jung an Scharlach gestorben . Die Mutter ist 1934 gestorben. Ich war kaum 13, der jüngste Bruder drei Monate alt.

Wir haben die Faschistenzeit als Schikane erlebt!

Die Deutschlehrer, die noch ihren Lebensunterhalt sichern wollten, wurden alle in die alten Provinzen versetzt. Brescia-Verona-Venezia.

Vater schickte mich, um etwas Italienisch zu lernen, mit einer Lehrerfamilie nach Ospitaletto Bresciano, wo ich den letzten Schulabschluss mit Erfolg abgeschlossen habe. Weitermachen wurde durch Geldmangel und Arbeit auf dem Hof unterbunden.

1939 habe ich für Deutschland optiert.1941-1942 kam ich mit einigen Südtirolern in die Ackerbau- und Viehzuchtsschule nach Weiden-Oberpfalz, wo ich mit gutem Erfolg zwei Semester abschloss. Zum Weitermachen war keine Möglichkeit, da wir nach dem Fall von Stalingrad nach Hallein einrücken mussten.

1943 wurde in Lappland eine neue SS-Gebirgsdivision aufgestellt. Dort haben sie uns eingeteilt. Wir kamen nach kurzer Ausbildung 1943 im Juni nach Finnland, wo wir zum Glück von Spezialausbildern der Finnischen Truppe ausgebildet wurden.

Wir wurden als Nahkämpfer im Urwald ausgebildet und hatten Pionierausbildung. Wir wurden auch mit dem Umgang mit Minen vertraut gemacht, was für unser Überleben notwendig war.

Der Urwaldkrieg mit den finnischen Urwaldkämpfern war noch erträglich. Da waren wir noch Waffenbrüder! Aber im September hat sich alles geändert.

Die Finnen wurden von den kapitalistischen Alliierten gegen uns aufgehetzt und so wurden wir leider auseinander gebracht.

Die Finnen haben sich lange zurückgehalten, bis sie gezwungen wurden, uns aus Karelien zu vertreiben.

Wir hatten bei den Nahkämpfen viele Ausfälle und somit wurde ich als Gruppenführer der ersten Gruppe zugeteilt.

Ich hatte eine sehr gute Ausbildung und besaß einen original finnischen Marschkompass, den ich nach allen Angriffen und drei mittelschweren Verwundungen nach Hause gebracht habe und noch besitze. Der Kompass ist nicht kälteempfindlich, da die Anzeigenadel in Öl liegt.

 Beim Rückzug in Karelien haben wir bei Nachtangriffen den Rgt.-Kommandeur  Redecke verloren und noch andere Kameraden. Da wir erfuhren, dass Russen verwundete Kameraden, die ohne Hilfe waren, erschossen haben, haben wir unter uns Kameradschaft geschworen  keine Verwundeten alleine ohne Beihilfe zurückzulassen.

Wir haben nachts mit Freiwilligen zwei Kameraden geholt, die in einem Minenfeld zurückgeblieben waren. Beispielhafte Kameradschaft hat es bei uns immer gegeben. Wir hatten zum Glück gute Offiziere - sie waren unsere besten Kameraden .

In Karelien waren wir mit dem Kamerad „Pferd“ gewaltig im Nachteil. Bei einem Nachtspähtrupp mussten wir überraschend feststellen, dass die Russen vor unserer Stellung mit LKW`s  versorgt wurden und wir leider mit unseren Pferden 10 km und mehr durch Sumpf und über Knüppeldämme versorgt werden mussten; welcher Nachteil es war, kann man sich nicht vorstellen .

Unser Glück war auch noch , dass der Feind im betrunkenen Zustand angriff, sodass wir die armen Russen abknallen konnten wie wehrloses Wild - solang unser Munitionsvorrat langte. Wir hatten oft Munitionsmangel, sodass wir uns mit russischer Munition eindecken mussten.

Ende Oktober ging unser Verfolgungskrieg zu Ende und wir wurden abgezogen, um nach Neujahr im Westen aufgefrischt im Einsatz gegen die Amis geworfen zu werden. Es war ein normaler Krieg, wo auch Sanitäter mit weißer Fahne vorgehen und unbeschossen Verwundete holen konnten.

Ich wurde am 14. März verwundet und kam ins Heimatlazarett Meran, wo ich durch Fallschirmärzte gut versorgt und sehr gut behandelt wurde.

Mein Oberarmschussbruch ist zum Glück gut geheilt, weil die nützlichen Maden mitgeholfen haben. Die Ärzte sagten,  ohne die Maden, die dazugekommen waren und das vergiftete Fleisch aufgefressen haben, wäre ich nicht so leicht geheilt.

Im September 1945 wurden wir einzelne Kameraden in Bozen Gries entlassen und heimgeschickt zur Genesung. Aber von Denunzianten und Nestbeschmutzern sind wir als SS-Kameraden verfolgt und verraten worden, bis uns zwei Italiener–Bürgermeister Pedroni und Carabinieri-Brigadier Convento Giuseppe richtig beigestanden sind, sodass wir endlich 1945 um Weihnachten mit der Familie in Ruhe feiern konnten.*

 

 

"Respektiere jedes Volk - unser Volk hat auch Fehler! Wir alle wollen nur Freiheit und Frieden!" (Zitat von Peter Schwalt)

 

*Die Niederschrift entspricht dem Interview